Flammend schrieb ich noch vor wenigen Tagen, warum man das iPad nicht braucht. Doch dieser Artikel wurde schon am Ende von mir selbst konterkariert, als ich feststellen, wie viele interessante Musikprogramme es für das iPad inzwischen gibt. KORG hat es nicht besser gemacht, indem sie eine iPad Version der electribe Groovebox herausgebracht haben, die wirklich gut aussieht, fast so klingt wie das Original und, so glaube ich, zum spontanen Musikmachen einlädt.

Mit Felix (@schb) habe ich danach in einem Mailaustausch darüber nachgedacht, welchen beruflichen Nutzen das iPad für uns Lehrer hat. Felix schreibt dazu in seinem Blog:

Das Schreiben von längeren Texten am iPad ist schwierig/gewöhnungsbedürftig. Es geht zwar, aber eine richtige Tastatur ist definitiv besser und schneller. Andererseits ist es deutlich angenehmer als am iPhone – ein Zwischending eben.

In der Schule nutze ich das iPad jetzt seit zwei Tagen:

  • Die Notizen, die ich während des Tages machen muss, sind oft kurz und “Merkzettel”. Dafür eignet sich zum einen ein Stück Papier in der Hosentasche, oder das schöne Programm Penultimate.
  • Sollte es Änderungen und Ergänzungen an der Unterrichtsplanung geben, so kann ich das über das iPad gut machen. Ich habe das entsprechende Word-Dokument über die DropBox verfügbar und kann es mit Office2 HDbearbeiten.
  • Bücher und Co. bleiben auch zu Hause, da ich inzwischen alle aktuell genutzten Werke eingescannt und über den GoodReader verfügbar habe. Werden Arbeitsblätter oder Unterlagen für eine Stunde gebraucht, werden diese in einer blauen Mappe mitgenommen.
  • Den Server kann ich über VNC verwalten.
[http://www.bluemac.de/blog/2010/06/01/zwischenbericht-digitale-schultasche/]

Die Dropbox setze ich selber auch ein – auf meine Dateien könnte ich also zugreifen. Eine Synchronisation scheint aber nicht stattzufinden, denn Felix schreibt weiter:

Was mir ganz klar noch fehlt: Ein vernünftiger Sync der Arbeitsdaten zwischen iPad-Programmen und der DropBox

Drucken kann das iPad auch nicht. Es gibt Zusatzsoftware, die das Drucken auf freigegebenen Druckern ermöglichen soll, diese ist aber wiederum abhängig von Serversoftware, die auf einem Rechner im gleichen Netzwerk läuft – alles nichts Halbes und nichts Ganzes also.

Damian Duchamps bloggt über die Probleme, das iPad an einen Beamer anzuschließen – letztlich kann das iPad derzeit eigentlich nur Videos abspielen, Präsentationen (z.B. mit Keynote) können nicht an externe Geräte gesendet werden.

Bleibt festzustellen: Derzeit fehlt es dem iPad noch an so mancher Ecke, um wirklich einen Computer mit Officefunktion zu ersetzen. Eine ganze Webseite kümmert sich um die Frage, ob das iPad in der Bildung eingesetzt werden kann – und welche Hürden es derzeit noch gibt: http://ipad4edu.com/

Auf der anderen Seite bieten sich mit Nicht-Office-Anwendungen (eben im Bereich Musik) ganz neue Möglichkeiten, die ich persönlich, als Synthesizersammler und Klangschraubfreund sehr attraktiv finde. Doch auch hier sehe ich Probleme: Was bringt mir ein 8-Spur-Tonstudio (mit wirklicher toller Benutzeroberfläche), wenn ich Aufnahmen doch nur über das eingebaute Mikrofon oder aber kleine, iPad-kompatible Zusatzmikros in das Gerät hineinbekomme. Hätte das Gerät einen Line-IN, könnte man ja vom Mischpult aus… aber lassen wir das.

Die große Frage: Wird sich das iPad in Richtung mobiler Office-Rechner entwickeln? Oder bleibt es beim Mail-/Feedreader/Webseitenbetrachter/Spaßmacher? Wie schätzt ihr die Sache ein? Wie sind Eure Erfahrungen – so ihr schon ein iPad Euer eigen nennt? Kaufen – oder nicht kaufen?

iPad – Ja oder Nein?
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17 Kommentare zu „iPad – Ja oder Nein?

  • 1. Juni 2010 um 21:12 Uhr
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    bin auch schon seit geraumer zeit nach der suche nach einem guten digitalem begleiter im lehreralltag – ipad / wetab wäre vielleicht echt eine option neben einem netbook.

  • 1. Juni 2010 um 21:23 Uhr
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    Ich habe in der Schule immer mein Macbook Air dabei – flach, leicht, vollwertig. Das iPad ist natürlich NOCH flacher und leichter – bloß scheinbar (noch?) nicht vollwertig… :-/

  • 1. Juni 2010 um 21:26 Uhr
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    So begeistert ich vom iPod Touch und seiner Tastatur bin, mir fehlt aber zum schnellen Schreiben die Möglichkeit, mit beiden Händen darauf zu tippen und die Bestätigung, eine Taste zu treffen bzw. nicht zu treffen, was bei einer normalen Tastatur der Fall ist.
    Daher warte ich gespannt auf den Verkaufsstart des ClamCase (http://clamcase.com), das gerade diese fehlende „manuelle“ Tastatur ersetzen und so das Laptop-Feeling aufleben lassen könnte.

    • 2. Juni 2010 um 07:35 Uhr
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      Wenn ich das iPad zur ergonomischen Benutzung in so eine Hülle packen muss, dann kann ich mir aber auch gleich einen Laptop kaufen, oder? Mein Macbook Air hat 800,- Euro gekostet…

      • 2. Juni 2010 um 07:57 Uhr
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        Das iPad hätte im Gegensatz zum MacBook noch den Touchscreen.
        Aber ich denke, mir fehlt letztendlich ein komplettes OpenOffice o.ä., also etwas vollwertiges zum arbeiten. Daher tendiere ich *noch* zum Laptop als zum iPad.

  • 1. Juni 2010 um 23:11 Uhr
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    Interessanter Eintrag. Aber ich würde die Welle der Euphorie und des Hypes abwarten. In nicht allzu entfernter Zukunkt wird es genug alternativen auf z.B. Nvidia Tegra Plattform mit Windows CE Embedded geben. So hat man qausi:
    – ein vollwertiges Notebook mit allen Notwendigen Schnittstellen.
    – Man muss sich keine „Gängelungen“ gefallen lassen.
    – Auch, wenn Flash laut Apple austirbt, wird HTML 5 es niemals ersetzen.
    – Es wird schnittstellen wie HDMI, USB usw. geben

    Wer sich n iPad kauft hat zwar gute Apps, aber ich denke mal, wenn die Tablets auf MS oder Linux Basis beliebter werden, wird es auch da die guten „Apps“ geben.

    Deswegen bleibe ich weiterhin bei meinem Windows Notebook und OneNote.

  • 1. Juni 2010 um 23:35 Uhr
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    Also Windows kommt mir nicht mehr ins Haus, außer wenn es muss. LINUX vielleicht. Mal schauen, was die Zukunft bringt. Meine iphones waren alle, obwohl ich offizieller Telekomkunde war und bin, mit Jailbreak versehen, das ipad würde das auf jeden Fall auch sein. Damit geht so viel mehr, als Apple zulassen mag…

  • 7. Juni 2010 um 16:58 Uhr
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    Ich sehe das iPad auch nicht als kompletten Ersatz eines vollwertigen Rechners. Vielmehr konnte ich an mir selber beobachten, dass die meisten Dinge in der Schule eben auch mit einem kleineren Gerät bewerkstelligt werden können. Und es ist unglaublich angenehm, wenn man morgens nur mit dem ipad unterm Arm in die Schule geht. Mehr brauch man (oft!) nicht.

    Dass noch ein wenig fehlt, haben wir an adere Stelle ja bereits betont….

    Gruß,

    Felix

  • 2. August 2010 um 16:34 Uhr
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    Bücher und Co. bleiben auch zu Hause, da ich inzwischen alle aktuell genutzten Werke eingescannt und über den GoodReader verfügbar habe.

    Das mag auf den ersten Blick eine echte Erleichterung (des Schultaschengewichts) sein. Bei genauem Hinschauen handelt es sich aber um eine strafbare Urheberrechtsverletzung.

    In diesem Sinne ist das iPad also nicht wirklich eine Erleichterung, sondern letztlich nur ein zusätzliches fixes Gewicht, dass die schultasche belastet.

    Ich sage nicht, dass ich diese Regeln gut finde, Es gibt sie und entsprechend habe ich mich so lange an sie zu halten, bis es da wirkliche Lösungen gibt. – Darüber nachzudenken, wie diese aussehen können, ist dann allerdings durchaus eine Aufgabe, an der sich Lehrende aktiv nachdenkend und gestaltend beteiligen können, sollen, müssen.

  • 2. August 2010 um 16:45 Uhr
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    Ich halte das außerdem auch für unpraktisch. in einem Buch kann ich Notizen machen, Zettel für die Klasse bzw. von den Schülern aus der Klasse ablegen und ich kann schnell mal eben durchblättern, wenn ich etwas suche. Das iPad hat seine Berechtigung bei mir in anderen Bereichen:

    Ich habe auf dem iPad inzwischen das Programm ForScore für Noten installiert. Verbunden mit Jailbreak und VGA-Out lässt sich das wirklich gut einsetzen um Noten zu beamen, zu anmontieren und dann den Schülern online zur Verfügung zu stellen. Bei den meisten klassischen Noten stellt sich die Copyrightfrage ja inzwischen zum Glück nicht mehr.

    Ansonsten nutze ich es vor allem fürs private Musikmachen mit den diversen Synthesizern, Trackern und Sequencern, die es für das Gerät inzwischen gibt. Es ist für mich damit stärker im Privat- denn im Dienstbereich präsent.

  • 8. März 2011 um 20:47 Uhr
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    Hallo zusammen, habe gerade eure Diskussion und Post über iPad und Schule gefunden. – Wir probieren es gerade aus. Schaut gerne mal nach: http://ipadkas.wordpress.com
    Zusammenfassend kann ich bis jetzt sagen, dass es sich bis jetzt sehr bewährt hat. Es ist kein „richtiges Laptop“, soll es in unserem Fall aber auch gar nicht sein, denn das wäre sogar für unsere Zwecke eher ein Nachteil. Dafür bietet es Apps, lange Akkulaufzeit, „Instant-on“, und das berühmte „oha-erlebnis, das man nicht unterschätzen sollte, denn Education und Entertainment liegen ja manchmal eng beisammen. Gruß, André Spang, Köln.

  • 8. März 2011 um 21:24 Uhr
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    Hallo André! Deine Seite und das Projekt Deiner Schule kenne ich. Mein Problem bleibt trotzdem, dass ich keine befriedigende Antwort auf die Frage nach dem Mehrwert des iPad Einsatzes finde. WARUM sollte ich das in meinen Unterricht einbinden? Wo sind didaktisch sinnvolle Innovationen damit möglich? Innovation um der Innovation Willen? Was bietet das iPad, das ich nicht auch ohne es im Unterricht erreichen kann? Ich denke, mein Blog macht deutlich, dass ich nur zu bereit bin, neue Technologien in meinen MU einzubauen – für das iPad sehe ich (obwohl ich mir bestimmt auch das iPad 2 kaufen werde, einfach weil ich ein Technikjunie bin) aber kaum Einsatzgebiete. Vielleicht liegt das aber auch daran, dass meine Schule vier voll ausgestattete Computerräume plus unser Musikstudio mit 7 Rechnern und WLAN im Musiktrakt besitzt? So oder so auch als Ex-ADE habe ich noch ganz viel Appleaffinität – doch das iPad füllt für mich die Lücke zwischen Laptop und Smartphone irgendwie nicht gut genug aus…

  • 12. März 2012 um 16:02 Uhr
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    Da ich auch gerade am Umstieg vom MacBook zum iPad für den Unterricht bin, würde ich gerne erfahren, wie sich dieses Projekt innerhalb des letzten Jahres jetzt für dich entwickelt hat. Hat sich das iPad für den Unterricht bewährt?

  • 12. März 2012 um 16:16 Uhr
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    Klare Antwort: Nein. Das iPad hat sich für mich nicht im Unterricht bewährt. Für mich und meine Art des Unterrichts ist das MacBook Air besser und vielseitiger einsetzbar. Das iPad hat bei mir seinen Platz derzeit auf dem Sofa (von wo ich Dir gerade antworte) und bei Konferenzen in Schule, Seminar und bei Verlagen. Auch auf Kongressen begleitet mich das iPad, weil es durch 3G einfach auch unterwegs immer online ist.

    Auch wenn ich weiter dranbleiben werde: Derzeit habe ich mit dem iPad in der Schule noch zu oft das Gefühl, dass Dinge nicht so (schnell/einfach) funktionieren wie es mit dem MacBook der Fall wäre. Dementsprechend setze ich im Unterricht nicht mehr auf das iPad.

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