Einmal Unitymedia und zurück…
DSL 16.000 - läuft
DSL 16.000 – läuft

Obwohl ich in Soest in Wurfnähe der Fachhoschule wohne, ist die Telekom (bzw. 1&1, bei denen wir unseren DSL-Vertrag haben) nicht in der Lage, schnelleres Internet als VDSL25 bei uns anzubieten. Ich war früher Freenet-Kunde, nachdem Freenet von 1&1 aufgekauft wurde, muss 1&1 uns zu den alten Freenet-Tarifen weiter beliefern, was bedeutet, dass wir 25,- Euro im Monat bezahlen für DSL 16.000 inklusive Telefonflatrate, auch in verschiedene ausländische Telefonnetze. Soweit, so gut, zumal laut Fritz!Box bei uns zu Hause von den avisierten 16.000 insgesamt 17.700 ankommen. Das ist stabil, das läuft, warum also wechseln?

Schneller, weiter höher…

Das dachte ich mir auch, doch der Hunger nach mehr Daten, schnellerem Down- aber besonders auch schnellerem Upload wächst natürlich mit den Anforderungen: Sowohl meine Frau als auch ich nutzen die DropBox intensiv, wir machen Backups in der Cloud von unseren iOS-Geräten, ich lade immer mal wieder Daten in verschiedene Onlinedienste oder auf diese Webseite hoch etc. pp. Als unsere Mieter in der Wohnung über uns sich einen Internetanschluss von Unitymedia legen ließen, schien mir das eine gute Idee, doch mal zu schauen, was das Unternehmen so anzubieten hat. Und siehe da – Internet 100 war im Angebot, Kostenpunkt 30,- Euro für reinen Internetzugang. Das schien mir eine faire Sache zu sein, zumal der Zwang, dafür auch monatlich für einen nicht benutzten Kabel-TV-Anschluss berappen zu müssen, wohl inzwischen gefallen ist.

Der Plan war wie folgt:

Wir behalten den 1&1-Anschluss fürs Telefonieren und als Fallback (schließlich hatten wir keine Lust auf Rufnummernmitnahmeprobleme, man kennt das ja) und der Unitymedia-Anschluss sollte fortan für alle Geräte im Haus das Internet zur Verfügung stellen.

Gesagt, getan, letzte Woche Freitag bestellt war am Mittwoch bereits der Techniker da, schloss alles an, prima. Ein erster Test zeigte dann auch, dass statt 100.000 sogar 105.000 ankam – nun gut. Also hausintern alles verkabelt, Switches umgesteckt und dafür gesorgt, dass alle Geräte im Hause Dorok über den Unitymedia-Kabelanschluss ins Netz gehen.

Probleme mit einzelnen Geräten:

Doch leider zeigten sich hier die ersten Probleme: Sowohl unsere tado°-Heizungssteuerung als auch die MAX!-Thermostat-Steuerung MAX!-Cube sowie eine aus dem Internet erreichbare Steckdosenleiste von Energenie wiesen auf Netzprobleme hin. Irgendwie wollte eine Verbindung ins Internet nur sporadisch gelingen. Der abendliche Versuch, eine Fernsehserie über das AppleTV zu streamen (unsere einzige Verwendung für unseren Fernseher seit vielen, vielen Monaten) schlug das erste Mal seit Jahren fehl – der Stream brach mitten während der Sendung plötzlich ab, so dass ich, um schnelle Abhilfe zu schaffen, das AppleTV eben fix wieder mit der Fritz!Box des 1&1-Anschlusses verband.

Das nächste Problem tat sich auf bei der Suche nach einer DynDNS-Funktion des von Unitymedia gelieferten Technicolor TC7200 Routers: Es gibt keine! Das ist doof, denn ich habe hier im Haus unter anderem eine Kamera sowie einen Webserver, die beide aus dem Netz erreichbar sein sollen.

Das Problem ist bekannt und heißt „DS-Lite“:

Ein Recherche im gut gefüllten inoffiziellen Unitymedia-Forum brachte dann auch Licht ins Dunkel:

Technicolor TC7200
Technicolor TC7200

Wer Internet bei Unitymedia bezieht, bekommt keinen vollwertigen IPv4-Anschluss mehr, sondern wird mit einer Technik beliefert, die sich da nennt DS-Lite. Ohne all zu tief in die Technik eingestiegen zu sein bedeutet das in etwa so viel: Im Gegensatz zu traditionellen DSL-Anschlüssen wird bei dieser Variante dem Endkunden keine eigene IPv4-Adresse mehr zugewiesen, sondern eine IPv6-Adresse. Da aber noch längst nicht alle Internetseiten und -services auf IPv6 umgestellt haben, bedarf es einer Zwischenlösung, damit man weiterhin solche Dienste erreichen kann – DS-Lite „löst“ dieses Problem, indem sich viele Kunden eine einzige IPv4-Adresse teilen. Das führt aber dazu, dass ich weder meinen DynDNS-Account nutzen kann, noch kann ich Portweiterleitungen im Router einrichten, die funktionieren, wenn ich nicht selber in einem IPv6-Netz bin.

[titled_box title=“Aus der Wikipedia“ variation=“red“]Diese DS-Lite-Umsetzung führt allerdings beim Endkunden zu einem Problem: Es sind keine IPv4-basierenden Portfreigaben mehr möglich, da die Pakete an die öffentliche IP-Adresse bereits beim Provider ausgefiltert werden. Dienste, die an einem DS-Lite-Anschluss angeboten werden, können also von Geräten, die keine IPv6-Verbindungen aufbauen können, nicht erreicht werden.[/titled_box]

De facto hätte ich also meinen Server z.B. nicht aus der Schule heraus erreichen können. Auch die Steuerung unseres Lichtes wäre nicht mehr von unterwegs möglich gewesen. Zugriff auf die Kameraüberwachung wäre auch nicht mehr von überall auf der Welt möglich gewesen. Und die sporadischen Ausfälle bei Heizungssteuerung und Streaming deuten meiner Meinung darauf hin, dass mindestens abends (wenn diejenigen, mit denen wir uns eine IPv4-Adresse teilen müssen, auch online sind) die Kapazitäten nicht ausreichen – wer weiß, wie viele der Studenten der nahen FH sich mit mir diese eine IPv4-Adresse teilen. Jedenfalls war das Netz heute morgen schneller und stabiler als gestern Abend.

Ich weiß nicht, ob der Hinweis „Sie bekommen übrigens keinen vollwertigen IPv4- oder IPv6-Zugang, das bedeutet, Sie können … nicht mehr machen“ irgendwo in den Untiefen des Kleingedruckten auf der Unitymediawebseite auftauchte. Direkt und deutlich und klar darauf hingewiesen wurde ich nicht. Was ich schon beachtlich finde, denn die Chance, dass jemand, der Geld für „Internet 100“ ausgibt damit mehr vor hat als nur zu surfen und Mails abzurufen dürfte recht hoch sein.

Zwar habe ich noch einen Abend lang darüber nachgedacht, irgendwelche Lösungen mit „die Fritz!Box übernimmt den DynDNS-Account und routete durch ins Netz des Unitymediarouters, ins hauseigene Netz geht es dann per VPN über die Fritz!Box“ nachgedacht – doch ehrlich? Ich bin zu alt für sowas. Ich will, dass mein Netz läuft und dass es einfach läuft. Und das tut es bisher. Nicht schnell. Aber stabil und komfortabel.

Der Widerruf – gut, dass ich online gebucht habe

Doch dieses Mal scheine ich ausnahmsweise einmal Glück gehabt zu haben, schließlich habe ich den Vertrag mit Unitymedia online abgeschlossen und habe deshalb ein vierzehntägiges Widerrufsrecht. Das entsprechende Widerrufsformular dafür findet sich problemlos auf der Webseite von Unitymedia. Dementsprechend habe ich heute den Router wieder abgebaut und eingepackt, den Widerruf digital und per Briefpost an Unitymedia übermittelt und alles wieder so zurück gestöpselt, dass wir hier zu Hause wieder über die 16.000er 1&1-DSL-Leitung im Internet unterwegs sind. Langsam zwar. Aber problemlos erreichbar.

Schade, ich hätte gerne ein bisschen Geld in die Hand genommen, um schneller im Netz unterwegs zu sein.

httpv://www.youtube.com/watch?v=3LNYfAYE72E

Aber das, was Unitymedia uns da geliefert hat ist eindeutig als funktional kaputt zu bezeichnen.

[titled_box title=“Fazit“ variation=“red“]Ich hätte noch immer gerne schnellere Internet. Allerdings werde ich nun nach einem Anbieter suchen müssen, der mir einen vollwertigen IPv4-Anschluss garantieren kann. Wieder was gelernt.[/titled_box]
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