Gastbeitrag: Künstliche Intelligenz oder Kollateraler Irrsinn?

Vor wenigen Wochen ging es durch die Presse, die Lehrerforen, die Lehreraus- und Fortbildung und selbst das Ministerium sah sich genötigt, innerhalb weniger Tage einen Leitfaden sowie einen Online-Selbstlern-Kurs zum Geschehen zu veröffentlichen. Was war passiert?

ChatGPT, ein mit „KI“ betriebener ChatBot wurde auf die Menschheit losgelassen und schien plötzlich alles zu revolutionieren: 

Wenn eine Maschine Texte verfassen kann, nachdem ihr gesagt wurde „Verfasse eine Struktur für eine Facharbeit zur Weltmeisterschaft in Katar“ oder wenn die Eingabe „Plane eine Musikstunde für eine Klasse 9 am Gymnasium zum Thema „Kunstlied““ zu passablen Ergebnissen führt, die allenfalls kleinere Anpassungen erforderten – was würde dann aus uns, den Lehrern, den Klausurstellern, Notengebern, den Referendare-Ausbildern und Examensprüfungs-Abnehmern?

Immerhin antwortet ChatGPT selbst auf die Bitte „Formuliere mir einen Text zum Thema „individuelle Förderung von Schülerinnen und Schülern im Musikunterricht“ hinreichend professionell, dass das berühmte „Einsprechthema“ am Examenstag kaum noch Selbstarbeit zu erfordern scheint.

  • Macht KI uns alle überflüssig?
  • Können wir noch Klausuren stellen wie wir es immer getan haben?
  • Was muss alles verboten werden, damit kein Schüler mehr ChatGPT nutzen kann?
  • Kann man ChatGPT überhaupt verbieten?

Das waren nur einige der Fragen, die plötzlich im Raum standen.

Und jetzt, einige Wochen später? Es hat sich schon wieder ein bisschen beruhigt. 

Die Sache mit Kapitel 19...
In einem meiner Seminare erzählte eine Referendarin, sie habe ChatGPT gebeten, doch mal Kapitel 19 des Buches „Fahrenheit 451“ zusammen zu fassen.

Das tat ChatGPT.

Die Protagonisten kamen vor, Ort und Setting stimmten, nur die zusammengefasste Geschichte ergab keinen Sinn. Was daran liegen könnte, dass „Fahrenheit 451“ tatsächlich nur 18 Kapitel hat.

Nicht 19. 

Im besagten Seminar sagten wir dem Chatbot ChatGPT das: „Das Buch Fahrenheit 451 hat keine 19, sondern nur 18 Kapitel“. Der Bot bedankte sich und antwortete, als wir ihn erneut nach Kapitel 19 des Buches fragten „Leider hat das Buch Fahrenheit 451 nur 18 Kapitel, deshalb kann ich Kapitel 19 nicht zusammen fassen.“ Hurra. Die KI hatte gelernt. Von uns. Und so schnell. Wahnsinn. Wir hatten dem Internet etwas beigebracht. Yippieh!

Doch als wir dann darum baten, der Chatbot möge uns doch einmal Kapitel 20 des selben Buches zusammen zu fassen, da tat ChatGPT genau das. Mit Protagonisten. Und Orten. Und Begriffen aus dem Buch.

Alles erfunden. Alles Quatsch.

Nix gelernt.

Schon lange bevor ChatGPT diese scheinbare Revolution lostrat, hatte ich mit Thomas Lange, der bereits mehrere Artikel als Gastautor für meine Webseite verfasste, abgemacht, dass er einmal seine Gedanken zum Thema „KI“ aufschreibt. Das hat er getan. In einem Text, der tatsächlich als „noch vor ChatGPT begonnen“ anzusehen ist. Aber das macht es – meiner Meinung nach – fast noch spannender, Thomas in seine Gedanken und Fragen rund um das Thema „Künstliche Intelligenz oder doch Kollateraler Irrsinn“ zu folgen.

  Thomas Lange: Künstliche Intelligenz oder Kollateraler Irrsinn (10,6 MB, 463 Downloads bisher)

Viel Spaß beim Lesen und wie immer gilt: Das Copyright des Textes liegt bei Thomas, bei Fragen oder Anmerkungen dürft ihr ihm gerne eine Nachricht hinterlassen:

Gastbeitrag: Künstliche Intelligenz oder Kollateraler Irrsinn?
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