Angeregt durch eine Diskussion auf Facebook (Danke, Daniel) habe ich beschlossen, mal ein bisschen über die Ausstattung unseres kleinen Musikstudios in der Schule zu bloggen. Ich hoffe, dass dieser Beitrag nicht nur für Musiklehrer, sondern vielleicht auch für Sprachlehrer von Interesse ist, die mit ihren Schülern Hörbeispiele und/oder Podcasts produzieren wollen (siehe dazu auch www.schulpodcasting.info). Vor jetzt ca. einem Jahr habe ich eine alte Rumpelkammer im Musiktrakt Stück für Stück umgebaut und nun ein kleines Musikstudio, in dem die Schüler Internetrecherche ebenso betreiben können wie Audio- und MIDI-Aufnahmen sowie kleinere Filmproduktionen. Da unsere Fachschaft natürlich kein Geld hat, durfte das alles praktisch nichts kosten. Daher vielleicht ganz kurz zur


Hardwareausstattung

Der Großteil unserer Rechner sind Windows-Rechner, abgelegte, ältere Pentium-4 Modelle aus der Informatik. Damit lassen sich keine 5.1 Surround-Sound Produktionen erstellen, für den alltäglichen Gebrauch im Musikunterricht reicht die Performance aber. Zusätzlich haben wir von einem Vater zwei ausgediente Lampen-iMacs G4 sowie zwei neue Mac Minis geschenkt bekommen. Wir betreiben also ein gemischtes Studio. An jedem Rechner sind zwei Digitus Multimedia Stereo Headset angeschlossen (Kostenpunkt je Headset: unter 5,- Euro). Um je zwei Headsets an einen Rechner zu bekommen, nutzen wir jeweils Y-Adapter zum Preis von knapp 1,50 Euro. Die Rechner haben wir weiterhin mit MIDI-Keyboards einfacher Bauart ausgestattet (z.B. so etwas: Miditech Midistart Music 25 USB MIDI Keyboard). Wir bleiben also mit der Musik-Hardware pro Rechner bei unter 70,- Euro.


Softwareausstattung

Da die Macs von Haus aus mit Garageband, iPhoto, iMovie und iDVD eigentlich alles mitbringen, was man für Hörspielproduktionen so braucht, konzentriere ich mich im Folgenden auf die Windows-Rechner.


Audioaufnahmen

Wenn es darum geht, Hörspiele oder Klanggeschichten aufzunehmen und diese später als MP3 oder WAV-Datei abzuspeichern, setzen wir auf Audacity. Das Programm ist Opensource, in Verbindung mit dem LAME-MP3-Encoder, der separat heruntergeladen werden muss, hat man ein wunderbares Werkzeug zur Hand, um Mehrspuraufnahmen zu machen, Effekte einzubinden usw.


Notation

Hier setzen wir auf zwei unterschiedliche Lösungen – zum einen haben wir die Opensource Musescore installiert, die sich fast so bedient wie Sibelius, aber natürlich nicht so umfangreich ist. Zusätzlich setzen wir eine Kauf-Lösung ein, nämlich Finale Notepad. Das Programm bietet alles, was man im Schulalltag (zumindest von Seiten der Schüler) so braucht und kostet pro Lizenz 9,95 Euro. Wir haben 4 Lizenzen gekauft, 2 für die Macs und 2 für die Windowsrechner.


MIDI-Produktionen

Hier setzen wir auf Logic Lugert aus dem Lugert-Verlag. Logic Lugert findet sich auf nahezu jeder CD der Fachzeitschrift „Praxis des Musikunterrichts“ oder auf meinem Musiklehrerblog tasten:gott und kann auf den Rechnern problemlos installiert werden, auch das Programm selber schon recht alt ist. Logic ermöglicht die Arbeit mit MIDI und mit Audiomaterial, wir setzen es meist zur Erstellung von Playbacks ein, indem wir MIDI-Dateien aus dem Internet laden und dann nicht benötigte Stimmen entfernen.


Videoproduktion

Hier sind wir mit den Macs und iMovie natürlich klar im Vorteil – für einfache Produktionen wie sie in unserem Schulpodcast zu finden sind, nutzen wir auf den Windows-Rechnern aber schlicht und ergreifend den Windows-Movie-Maker.


Erstellen von Präsentationen

Wenn Schüler Präsentationen erarbeiten müssen, z.B. über einen Komponisten, eine Epoche oder sonstiges, setzen wir auf OpenOffice. Das Opensourcepaket ist fast genau so mächtig wie das bekannte Microsoft Office, bietet Textverarbeitung, Tabellenkalkulation und Präsentationssoftware und ist kostenlos. Sollten die Schüler Bilder und Grafiken bearbeiten müssen, so können sie das auf den Windowsrechnern mit dem kostenlosen Paint.net machen – einem wirklich leistungsfähigen Grafikprogramm, das allen alltäglichen Anforderungen gerecht wird.


Kleine Helferlein

Natürlich gehören ein paar kleine Helferlein auf einen PC im Musikstudio. Damit Schüler Dateien untereinander austauschen können, oder nicht immer an die Arbeit an einem bestimmten Rechner gebunden sind, nutzen wir Dropbox. 2GB Onlinespeicher gibt es dort kostenlos, alle unsere Windows- und Mac-Rechner greifen auf die gleiche Dropbox zu und Schüler können so ganz einfach Dateien zwischen den Rechnern hin- und herschieben. Ab und an müssen Audiodateien auch konvertiert werden – hier hilft und iTunes, denn iTunes kann nicht nur Musik verwalten und CDs brennen, sondern auch die Dateiformate WAV, AAC und MP3 ineinander umwandeln. Zum Standard gehört natürlich Firefox als Browser sowie 7-Zip zum Packen und Entpacken jedweder Packformate wie ZIP, RAR und Co.


Vorteile von Opensource und Freeware

Man kann zu kostenloser Software stehen, wie man will – der große Vorteil besteht darin, dass die Schüler sie mit nach Hause nehmen und dort auf ihren eigenen Rechnern benutzen können. So können Projekte, die in der Schule angefangen wurden, zu Hause zu Ende gemacht werden und vice versa. Natürlich sind kommerzielle Programmen manchmal überlegen und natürlich ist Microsoft Office ebenso Industriestandard wie Cubase oder Logic Pro. Diese Software können wir uns aber nicht leisten und wir wollen unsere Schüler ja auch nicht auf bestimmte Produkte und Marken hin trainieren, sondern auf generelle Anwendungskonzepte und kreative Prozesse, unabhängig von teurer Software.


Wenn’s ein bisschen mehr sein darf

Dieses Schuljahr konnten wir ein paar Gelder loseisen, die uns eine etwas professionellere Ausstattung unserer Macs ermöglichte. An beiden Mac Minis haben wir jetzt jeweils ein Alesis i|o 2 angeschlossen – ein ultrakompaktes USB-Audiointerface, das es ermöglicht, Mikrofone mit XLR-Anschluss mit und ohne Phantomspeisung anzuschließen. Dort haben wir nun Gesangsmikrofone angeschlossen, um etwas besser aufnehmen zu können. Das i|o 2 gibt es so wohl nicht mehr zu kaufen, der Nachfolger i|o 2 express bietet aber die gleichen Funktionen – in einem, wie ich finde, hässlichem Gehäuse ;-) Ich würde mich freuen, wenn ihr mir Eure Tipps für kostenlose Software für den Schulalltag (auf Seiten der Schüler, Lehrersoftware wie Hot Potatoes und Co klammere ich hier jetzt einfach mal aus) mitteilen würdet – muss ja nicht unbedingt Musiksoftware sein, vielleicht gibt es andere Tools, die wir in unserem kleinen Musikstudio auch noch gebrauchen könnten?

(Fast) kostenloses Musikstudio
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Ein Kommentar zu „(Fast) kostenloses Musikstudio

  • 18. November 2010 um 21:09 Uhr
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    hallo,

    ich baue bei uns am gym gerade ein tonstudio auf. wir haben das vor gut 2 jahren mal beantrag und beantrag und beantragt und nun ist es bewilligt worden. können da also eine ganze menge geld für einen ganze menge sachen und möglichkeiten ausgeben (pc/cubase/usb-mischpult/mikros/boxen/octapad/kopfhörer). ich freue mich schon sehr darauf. kann es kaum abwarten.

    oh ja, Audacity und Musescore sind feine Programme!

    was ich noch an freier software zum tonstudio empfehlen kann ist LMMS Linux MultiMedia Studio. Gibt es sowhol für Linux als auch für Windows

    http://lmms.sourceforge.net/

    viele grüße,
    fabian

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