Da ich mich in meiner wenigen Freizeit gerne dem Geocaching widme, es aber doch noch eine ganze Reihe an Leuten im Bekanntenkreis gibt, die nicht wissen, was damit gemeint ist, hier mal der Versuch, Geocaching zu erklären:

Schnitzeljagd

Geocaching könnte man kurz mit „moderne, GPS-gestützte Schnitzeljagd“ beschreiben. Prinzipiell geht es darum, Orte aufzusuchen, an denen „Caches“, meist kleine, manchmal mittelgroße und ab und an auch richtig große Behälter versteckt sind. Es geht nicht darum, diese Behälter einzusammeln, sondern es geht zunächst darum, sich in ein Logbuch einzutragen, welches in der Dose ist. So dokumentiert der Geocacher, dass er einen Cache gefunden hat.

Die Kurzfassung des Geocachens läuft also so ab: Koordinaten in das GPS-Gerät eintragen, zu Fuß losgehen, den Ort finden, an dem die Dose versteckt ist, dort die (oftmlas sehr kreativ versteckte) Dose finden, Dose öffnen, ins Logbuch eintragen, Dose zurücklegen, fertig.

Internetbasierte Tourplanung

In Zeiten des Internets bekommt man die Koordinaten natürlich online: Da es weltweit weit über 1,2 Millionen Geocaches gibt, gibt es auch eine entsprechende Datenbank. Hier gibt es einmal www.geocaching.com und www.opencaching.de – kurz gesagt kann man sich auf diesen Webseiten, nach Angabe des eigenen Standorts, anzeigen lassen, wo die nächsten Geocaches versteckt sind. Dann gibt man die Koordinaten in das GPS-Gerät ein, welches man für das Geocachen besitzen sollte, und zieht los.

Hier liegt dann auch die Grundidee und der Hauptreiz des Geocachens: Ursprünglich ging es darum, Menschen an schöne, ausgefallene, besondere, historisch wichtige, mit einer Geschichte versehene, verträumte Orte zu führen. „Der Weg ist das Ziel“ ist ein Geocaching-Motto. Es geht nicht so sehr darum, unfassbar viele Plastikdosen irgendwo zu finden, sondern es geht darum, sich in freier Natur zu bewegen, interessante Orte zu finden und vielleicht so manches Mal zu denken „Ach, wusste ich gar nicht, dass es hier so ein lauschiges Plätzchen gibt“.

Wer ein iPhone besitzt, kann die Suche auch mobil ablaufen lassen – gerade das iPhone 4 hat einen recht soliden GPS-Chip eingebaut, so dass in vielen Fällen die Geocaching-App ausreicht, um in der Nähe liegende Caches zu orten. Besonders praktisch ist das, wenn man unterwegs ist, ein oder zwei Stunden freie Zeit hat und einfach mal ein wenig losziehen möchte, ohne direkt im nächsten Café zu landen…

Cachearten

Cachedose

Was ich bisher beschrieben habe, kennt der Geocacher unter dem Namen „Traditioneller Cache„, kurz „Tradi„. Es gibt ein Koordinatenpaar, dort liegt eine Dose, gut ist’s. Spannender sind meist die sogenannten „Multicaches„. Hier sind verschiedene Dinge möglich, prinzipiell geht es aber darum, an einer Startkoordinate zu beginnen, wo man dann normalerweise eine Aufgabe gestellt bekommt (z.B.: „Peile von hier 100m in 30° – dort siehst Du eine Baumgruppe, wie viele Bäume sind dort?“). An der Baumgruppe angekommen, finden sich weitere Hinweise zur nächsten Station usw. usf. So erhält man nach und nach Zahlenkombinationen, die einen dann letztlich zur eigentlichen Finalkoordinate führen. Ein solcher Multicache kann locker mehrere Kilometer lang und – je nach Schwierigkeitsgrad – auch mehrere Stunden in Anspruch nehmen.

Besonders spannend finden wir Nachtcaches – das sind Multicaches, die nur nachts absolviert werden können, z.B. weil die Wege, die man gehen muss, mit Reflektoren gekennzeichnet oder die Koordinaten an verlassenen Häusern mit Stiften geschrieben stehen, die nur mit UV-Licht lesbar werden, etc. Solche Caches sind gerne in Waldstücken oder in verlassenen Industrieruinen versteckt – so lange wir dabei keine Gesetzte brechen müssen, macht es uns viel Spaß, alte Gebäudekomplexe und Industrierkultur aus längst vergangenen Tagen auf diese Art und Weise zu erkunden.

Es gibt noch weitere Geocachearten – Earthcaches, virtuelle Caches, Rätselcaches, etc. Doch das hier soll ja kein Geocaching-Kompendium werden sondern allen Interessierten nur kur erklären, was wir eigentlich so treiben, wenn wir sagen „wir gehen mal eine Runde cachen“.

Kritik

Nachtcache Industrie

Wie bereits geschrieben – die Ursprungsidee hinter Geocaching war „Der Weg ist das Ziel“ und „Zeige anderen Menschen interessante Orte“. Wir finden es z.B. absolut toll, sich eine fremde Stadt auf Geocaching-Art zu erlaufen. So manches Mal kommt man an Stellen und Orte, die einem eine Stadtführung nicht gezeigt hätte und lernt die Stadt mit ihren kleinen Schrulligkeiten besser kennen, als der Falk-Karten-Tourist.

Doch leider ist es beim Geocaching so wie bei fast allen Dingen im Leben – je bekannter die Sache wird, desto mehr Menschen machen es und desto mehr, nun, sagen wir, einfache Gemüter gibt es darunter. Das hat leider zwei negative Auswirkungen:

Qualität der ausgelegten Caches

Es ist klar, dass jeder, der im Geocachingfieber ist, der Community etwas zurück geben will. So etwas ist ehrenhaft und lieb gemeint. Leider führt das in letzter Zeit vermehrt dazu, dass Caches an Stellen versteckt werden, an denen nun WIRKLICH nichts, aber auch rein gar nichts besonderes, schönes, tolles etc. ist. Tiefpunkte der letzten Wochen waren frisch versteckte Caches an einem Parkplatzschild eines lokalen Fast-Food-Restaurants amerikanischer Herkunft sowie an einem „Durchfahrt verboten“-Schild auf einem Acker mitten im Nirgendwo. Natürlich gibt es Dosenjäger, denen es völlig egal ist, was sie Cachen, Hauptsache, es gibt wieder einen Punkt mehr in der Statistik. Wir haben Abstand davon genommen, jede Dose an jedem Verkehrsschild oder an jeder Leitplanke mitzunehmen.

Umgang mit der Natur

Wie bereits geschrieben – Geocaching findet in der Natur statt. Das heisst, man ist oft in Wald und Wiese unterwegs. Hier kann man vieles bestaunen – aber leider auch vieles zerstören. Immer öfter kommen wir an Orte, denen man bereits ansieht, dass dort ein Geocaches versteckt worden ist, weil rücksichtslose Cacher Bäume, Pflanzen, Steinmauern, etc. auf der Suche nach der Dose dergestalt zerpflücken, dass wir uns schämen, Teil dieser Gemeinschaft zu sein.

Fazit

Doch es ist wie es ist – wir haben viel Spaß an dieser Freizeitbeschäftigung und versuchen, rücksichtsvoll und umsichtig zu cachen. Wahrscheinlich ist das ähnlich wie beim Autofahren: Das darf auch nahezu jeder, viel zu oft hat man es mit Rasern und rücksichtslosem Pöbel auf der Straße zu tun – doch deshalb hört man ja nicht selbst auf, mit dem Auto zu fahren. Wir versuchen, nur noch qualitativ hochwertige Geocaches zu suchen, bei denen es wirklich noch schöne Dinge zu erleben gibt – auch wenn unser Cache-Count so kaum in astronomische Höhe steigen wird – doch das ist uns recht egal, denn für uns gilt nach wie vor „Der Weg ist das Ziel“.

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